Hazel Eyes – Das Leben der Sarah Hennington

written an copyright by Nema Ravenhost


Sarah Hennington hat einen großen Traum: sie möchte Autorin eines Bestsellers werden. In ihrem Online-Tagebuch erzählt sie vom täglichen Wahnsinn in Ihrer vierköpfigen WG, dem chaotischen Studentenleben und dem steinigen Weg, den eigenen Zielen treu zu bleiben.




Um voran gegangene Folgen von Sarah Hennington nachzulesen, klicke bitte rechts auf "Ältere Folgen".

Samstag, 21. Juni 2014

12. Folge - Dinner for one?

Und es war eine absolut dumme Idee. Das musste ich mit absoluter Sicherheit feststellen, als die eingeladenen Bekannten inklusive Pierre und Peter in unsere WG hockten. Ich hatte mir überlegt ein kleines gemeinsames Festessen zu arrangieren, bei dem wir vorher noch das Essen selbst kochen würden. Eve würde uns anleiten. Also quasi ein kleiner Kochkurs.
Pierre und Peter sollten sich beim Kochen näher kommen. Die anderen, also Mike, Eve, und ein Päärchen, das Eve mit geschleppt hatte zur Tarnung und ich, sollten nur Statisten in dieser obskuren Szene sein.
Und na ja was soll ich sagen: ich hatte einen entscheidenen Faktor vergessen. Obwohl Männer schwul sind, sind sie immer noch keine FRAUEN. Frauen könnten so etwas romatisch finden, für Männer, egal welche Ausrichtung ihre sexuellen Vorlieben haben bleibt es scheinbar bei der Gleichung Kochen = Arbeit.
Zumindest war es bei Pierre und Peter so.
Ich musste sehr schnell feststellen, dass Peter absolut kein Kochfan war. Er verkündete sogar zwischenzeilich, dass es Aufgabe der Frauen seien, sich um das Essen zu kümmern woraufhin er von Mike folgenden Kommentar erntete:
"Aber Peter, du bist doch schwul! Wie soll denn da je eine Frau für dich kochen? Und irgendwie muss deine Figur doch gehalten werden."
Und Pierre sah Peter äußerst genervt an. Eve, die ich in die ganze Situation eingeweiht hatte, versuchte ihr Bestes, um die Situation zu entspannen. Aber das war auch eher hinderlich als förderlich. Es war halt keine gute Idee die Salatgurke, die eigentlich zum Verzehr gedacht war als Spielzeug für irgendwelche schwulen sexuellen Praktiken anzudeuten.
Das eingeladene Eve-Päärchen kicherte die ganze Zeit nur dumm rum und schnappten sich die Gemüsestangen aus der Schnauze des anderen.
Irgendwann hatte mich Pierre zur Seite genommen.
"Was soll der Scheiß, Sarah?" Oh man, war der sauer. "Ich dachte wir machen eine gemütliche Kochrunde. Dass noch andere Leute dazu kommen davon war doch nie die Rede. Wollten wir es uns heute nicht einfach nur gemütlich machen?"
"Ich hatte halt gedacht ich lade ein paar mehr Freunde ein, das wäre lustig." behauptete ich. Eher weniger überzeugend.
"Ach erzähl doch keinen Blödsinn. Aus irgendeinem Grund hast du Peter hier angeschleppt. Und ich weiß auch den Grund: du möchtest mich mit ihm verkuppeln, oder?"
Meine Reaktionsfähigkeit eine passende, gelogene Antwort auf diese Frage zu finden war sehr eingeschränkt. Pierre erkannte also direkt , dass er voll ins Schwarze getroffen hatte.
"Ich bin schwer enttäuscht von dir." flüsterte er. "Du weißt doch, dass ich es in meinem Leben nicht immer leicht hatte und dir fällt nichts besseres ein als DAS da?" Er zeigte abfällig auf Peter der irgendwo hinter ihm versuchte Kartoffeln zu schälen.
"Komm schon, Pierre, Peter ist gar nicht so verkehrt. Etwas schüchtern aber..."
"Aber so überhaupt nicht mein Typ! Und die Entscheidung mit wem ich zusammen kommen möchte treffe immer noch ich."
Wütend stapfte er ins Wohnzimmer zurück, um sich auf die Couch fallen zu lassen.
Der Rest des Abends ist schnell erzählt. Mehr schlecht als recht hatten wir uns ein Mahl zusammen gekocht, welches wir mehr oder minder schweigend zu uns nahmen. Das Essen selbst war so schlecht gekocht, dass die Hälfte davon unangetastet im Müll landete.
Bei der Verabschiedung meinte Peter zu mir, dass er mir für die Chance dankte, aber er hätte nun im Laufe des Abends gemerkt, dass Pierre nichts weiter als ein arrogantes Arschloch wäre. Mit so einem wollte er nicht zusammen sein. Aber es wäre klasse gewesen, wie ich es versucht hätte.
Wütend ballerte ich die Tür hinter ihm zu. Schön, dass ER nun Bescheid wusste, dass er Pierre nicht wollte. Dafür hatte ICH jetzt Streit am Hals wegen ihm.
Ich sollte mich echt nicht mehr in das Leben anderer Menschen einmischen.
Die anderen WG-Genossen hatten sich in ihre Räume zurück gezogen. Nur ich hockte schließlich im Wohnzimmer auf dem Boden. Das Glas mit Asti in meiner Hand wollte nicht so recht schmecken.
Plötzlich wurde mir ein Kissen seitlich ins Gesicht geworfen. Erstaunt blickte ich zur Tür und sah Pierre dort stehen.
"Ach weißt du Hazel," begann er "eigentlich bist du eine dumme Kuh und ich sollte kein Wort mehr für heute mit dir reden."
Er kam auf mich zu und sezte sich neben mich auf dem Boden. "Aber das ist mir dann doch zu blöd. Du bist einfach du und dafür mag ich dich zu sehr. Lass es uns einfach vergessen, ok?"
"Ok." flüsterte ich. "Es tut mir leid."
Er winkte mit der Hand ab. "Reich mir lieber ein Glas rüber. Der Asti ist ja schon zur Hälfte leer. Du verkappte Säuferin."

Ich habe aus dieser Situation etwas elementares gelernt: manchmal ist es doch gut, Versprechen besser nicht zu halten. Und Freunde von Kindesbein an sollten immer zusammen halten.

Keine Kommentare: