Und es war eine absolut dumme Idee. Das
musste ich mit absoluter Sicherheit feststellen, als die eingeladenen
Bekannten inklusive Pierre und Peter in unsere WG hockten. Ich hatte
mir überlegt ein kleines gemeinsames Festessen zu arrangieren, bei
dem wir vorher noch das Essen selbst kochen würden. Eve würde uns anleiten. Also quasi ein
kleiner Kochkurs.
Pierre und Peter sollten sich beim
Kochen näher kommen. Die anderen, also Mike, Eve, und ein Päärchen,
das Eve mit geschleppt hatte zur Tarnung und ich, sollten nur
Statisten in dieser obskuren Szene sein.
Und na ja was soll ich sagen: ich hatte
einen entscheidenen Faktor vergessen. Obwohl Männer schwul sind,
sind sie immer noch keine FRAUEN. Frauen könnten so etwas romatisch
finden, für Männer, egal welche Ausrichtung ihre sexuellen
Vorlieben haben bleibt es scheinbar bei der Gleichung Kochen =
Arbeit.
Zumindest war es bei Pierre und Peter
so.
Ich musste sehr schnell feststellen,
dass Peter absolut kein Kochfan war. Er verkündete sogar
zwischenzeilich, dass es Aufgabe der Frauen seien, sich um das Essen
zu kümmern woraufhin er von Mike folgenden Kommentar erntete:
"Aber Peter, du bist doch schwul!
Wie soll denn da je eine Frau für dich kochen? Und irgendwie muss deine Figur doch gehalten werden."
Und Pierre sah Peter äußerst genervt
an. Eve, die ich in die ganze Situation eingeweiht hatte, versuchte
ihr Bestes, um die Situation zu entspannen. Aber das war auch eher
hinderlich als förderlich. Es war halt keine gute Idee die
Salatgurke, die eigentlich zum Verzehr gedacht war als Spielzeug für
irgendwelche schwulen sexuellen Praktiken anzudeuten.
Das
eingeladene Eve-Päärchen kicherte die ganze Zeit nur dumm rum und
schnappten sich die Gemüsestangen aus der Schnauze des anderen.
Irgendwann hatte mich Pierre zur Seite
genommen.
"Was soll der Scheiß, Sarah?"
Oh man, war der sauer. "Ich dachte wir machen eine gemütliche
Kochrunde. Dass noch andere Leute dazu kommen davon war doch nie die
Rede. Wollten wir es uns heute nicht einfach nur gemütlich machen?"
"Ich hatte halt gedacht ich lade
ein paar mehr Freunde ein, das wäre lustig." behauptete ich.
Eher weniger überzeugend.
"Ach erzähl doch keinen Blödsinn.
Aus irgendeinem Grund hast du Peter hier angeschleppt. Und ich weiß
auch den Grund: du möchtest mich mit ihm verkuppeln, oder?"
Meine Reaktionsfähigkeit eine
passende, gelogene Antwort auf diese Frage zu finden war sehr
eingeschränkt. Pierre erkannte also direkt , dass er voll ins
Schwarze getroffen hatte.
"Ich bin schwer enttäuscht von
dir." flüsterte er. "Du weißt doch, dass ich es in meinem
Leben nicht immer leicht hatte und dir fällt nichts besseres ein als
DAS da?" Er zeigte abfällig auf Peter der irgendwo hinter ihm
versuchte Kartoffeln zu schälen.
"Komm schon, Pierre, Peter ist gar
nicht so verkehrt. Etwas schüchtern aber..."
"Aber so überhaupt nicht mein
Typ! Und die Entscheidung mit wem ich zusammen kommen möchte treffe
immer noch ich."
Wütend stapfte er ins Wohnzimmer
zurück, um sich auf die Couch fallen zu lassen.
Der Rest des Abends ist schnell
erzählt. Mehr schlecht als recht hatten wir uns ein Mahl zusammen
gekocht, welches wir mehr oder minder schweigend zu uns nahmen. Das
Essen selbst war so schlecht gekocht, dass die Hälfte davon
unangetastet im Müll landete.
Bei der Verabschiedung meinte Peter zu
mir, dass er mir für die Chance dankte, aber er hätte nun im Laufe
des Abends gemerkt, dass Pierre nichts weiter als ein arrogantes
Arschloch wäre. Mit so einem wollte er nicht zusammen sein. Aber es
wäre klasse gewesen, wie ich es versucht hätte.
Wütend ballerte ich die Tür hinter
ihm zu. Schön, dass ER nun Bescheid wusste, dass er Pierre nicht
wollte. Dafür hatte ICH jetzt Streit am Hals wegen ihm.
Ich sollte mich echt nicht mehr in das
Leben anderer Menschen einmischen.
Die anderen WG-Genossen hatten sich in
ihre Räume zurück gezogen. Nur ich hockte schließlich im
Wohnzimmer auf dem Boden. Das Glas mit Asti in meiner Hand wollte
nicht so recht schmecken.
Plötzlich wurde mir ein Kissen
seitlich ins Gesicht geworfen. Erstaunt blickte ich zur Tür und sah
Pierre dort stehen.
"Ach weißt du Hazel," begann
er "eigentlich bist du eine dumme Kuh und ich sollte kein Wort
mehr für heute mit dir reden."
Er kam auf mich zu und sezte sich neben
mich auf dem Boden. "Aber das ist mir dann doch zu blöd. Du bist einfach du und dafür mag ich dich zu sehr. Lass
es uns einfach vergessen, ok?"
"Ok." flüsterte ich. "Es
tut mir leid."
Er winkte mit der Hand ab. "Reich
mir lieber ein Glas rüber. Der Asti ist ja schon zur Hälfte leer. Du verkappte Säuferin."
Ich habe aus dieser Situation etwas
elementares gelernt: manchmal ist es doch gut, Versprechen besser
nicht zu halten. Und Freunde von Kindesbein an sollten immer zusammen
halten.